Drei Schlüsselkomponenten

Außerdem enthält Bremachlorin drei Komponenten (Chlorin e6, Chlorin p6 und Purpurin 5), die verschiedene Aspekte der Krebsbiologie angreifen:

  • Gefäßschädigung bzw. Hemmung des Wachstums neuer Blutgefäße, die wiederum das Tumorwachstum ermöglichen
  • Schädigung der Membranen der Krebszelle und des Zellsignalisierungssystems sowie verbesserte Erkennung durch die körpereigene Anti-Krebs-Immunabwehr
  • Schädigung der internen Strukturen der Krebszelle, insbesondere der Mitochondrien und der DNA.

Damit entfalten die drei Komponenten von Bremachlorin® ein einzigartiges, mehrstufiges Tumor-Bekämpfungspotential. Die dritte Komponente, Purpurin 5, ist die wichtigste in Bezug auf die endgültige Abtötung des Tumors. Da diese Komponente chemisch sehr instabil ist, muss sie mit den beiden Chlorinverbindungen kombiniert werden, damit sie stabil bleibt und erfolgreich an den Tumor abgegeben werden kann.

Dieses Trio von Komponenten erklärt den Erfolg von Bremachlorin als therapeutisches und diagnostisches Mittel. Bei der Fluoreszenzdiagnose bringt dieses Trio den ganzen Tumor zum Leuchten oder Fluoreszieren. Zunächst fluoresziert der ganze Tumor, dann einzelne Zellen und dann die Organellen.

 

Die Leiden-Erasmus-Studien

Forscher an zwei akademischen Zentren in den Niederlanden – Leiden University Medical Center  in Leiden und Erasmus University Medical Center in Rotterdam – haben kürzlich gezeigt, dass Bremachlorin im Vergleich mit Chlorin e6 allein ein dauerhafteres Tumor-Zerstörungspotenzial besitzt. Die Fähigkeit von Bremachlorin, sich bevorzugt in Tumoren anzureichern, könnte eine selektive Bekämpfung dieser Tumoren ermöglichen.

Die Leiden-Erasmus-Forscher nehmen an, dass mithilfe dieser Forschungen ein optimales Behandlungsprotokoll für die Bremachlorin-PDT definiert werden kann. Über diese Forschungsergebnisse wurde im Journal of Biomedical Optics vom Januar 2014 sowie in Lasers in Surgery and Medicine in der Ausgabe vom März 2014 berichtet.

Krebserkrankungen der Haut, der Blase, des Gehirns, Brust- und Lungenkrebs sind nur einige der Krebserkrankungen, die für zukünftige Studien der Bremachlorin-PDT in Betracht gezogen werden. „In unseren Studien über Brustkrebs hat sich zum Beispiel gezeigt, dass Bremachlorin von den Brustkrebszellen sehr aktiv aufgenommen wird und im Vergleich mit anderen Photosensibilisatoren sehr viel länger im Tumor verbleibt“, berichtet Clemens Lowik, PhD, einer der Leidener Forscher. „Da es von den Zellen aufgenommen wird und sehr viel länger verbleibt als die üblichen sechs oder sieben Stunden, ist eine bessere Tumorabtötung zu erwarten. Damit ist von einem großen Potenzial für die Behandlung von Brustkrebs auszugehen.“

 

Ein Überblick über das klinische Potenzial der Bremachlorin-PDT

Es ist erwiesen, dass mit der PDT Tumoren sowie infektiöse Bakterien, Pilze und Viren zerstört werden können. Momentan werden verschiedene Bremachlorin-Dosierungen und Belichtungen geprüft, um die optimalen Protokolle für die Bremachlorin-PDT als primäre und adjuvante Therapie für bösartige Erkrankungen zu ermitteln. Als Primärbehandlung hat sich dieser Ansatz als besonders effektiv bei der Beseitigung von kleinen Tumoren und insbesondere oberflächlicheren Tumoren oder solchen erwiesen, die für Laser- oder andere Lichtquellen leicht zugänglich sind.

Nach der Lichtbehandlung wurden der Bremachlorin-PDT die folgenden therapeutischen Wirkungen zugeschrieben:

  • deutliche reduzierte Blutversorgung des Tumors
  • beschleunigte Zerstörung des Tumors (Nekrose)
  • verstärkte Aktivierung von Anti-Krebs-Immunmechanismen

Bei Anwendung als adjuvante Therapie könnte die Bremachlorin-PDT in den folgenden Fällen sinnvoll sein:

  • Beseitigung eines Resttumors nach chirurgischem Debulking (d. h. chirurgischer Entfernung des größten Teils des Tumors)
  • Vermeidung einer Metastasenbildung nach der Operation
  • Reduzierung der Strahlendosis bei der radiotherapeutischen Behandlung von größeren, inoperablen Tumoren
  • Beseitigung von Krebszellen, die gegen Chemotherapie und Bestrahlungsbehandlungen resistent geworden sind.

Die PDT kann vor, während oder nach einer Operation angewandt werden. Chemotherapeutische und Bestrahlungsbehandlungen können die Wirkung einer PDT mit Bremachlorin ® verstärken. Bei einer Kombination mit diesen Behandlungen muss jedoch die Bremachlorin-Infusion vor der Chemotherapie und nach der Bestrahlungsbehandlung erfolgen.

 

Nebenwirkungen, Gegenanzeigen und Vorsichtsmaßnahmen

Nach intravenöser Gabe von Bremachlorin® besteht ein Risiko der Überempfindlichkeit der Haut auf therapeutische Bestrahlungsdosen während und nach der Lichtbehandlung (Lichtempfindlichkeit). Symptome einer Lichtempfindlichkeit können Rötung, Reizung, Schwellung und Wundsein der Haut, teilweise mit Bildung von Bläschen, sein. Diese Reaktionen treten in der Regel nur bei längerer Einwirkung von Sonnenlicht nach der PDT auf.

Nach einer Verabreichung von Bremachlorin muss der Patient eine längere Einwirkung von direktem Sonnenlicht (über 30 Minuten) vermeiden. Im Sommer ist dies an zwei aufeinanderfolgenden Tagen nach der Behandlung einzuhalten, im Winter während 24 Stunden nach der Behandlung. Bremachlorin ist für Personen mit einer bekannten Überempfindlichkeit gegen einen Bestandteil des Medikaments kontraindiziert.

An Schwangeren wurde das Präparat noch nicht getestet. Daher darf Bremachlorin wie andere Arzneimittel auch während der Schwangerschaft nicht verabreicht werden. Der „Hochrisiko“-Zeitraum dürfte in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft liegen, es sei denn, der Arzt ist überzeugt, dass der erwartete Nutzen für die Gesundheit der Mutter größer sein wird als ein mögliches Risiko für den Embryo.

Weitere Informationen finden Sie in Anhang A unserer E-Book-Reihe Photomedicine Discoveries.