Gehirntumor-Operationen führen häufig zu Schäden am Gehirn. Aber mit Hilfe eines Lichtsensibilisierungsmittels, das sich in bösartigem Gewebe anreichert, kann der Chirurg den Tumor entfernen, ohne gesundes Hirngewebe zu schädigen, und die photodynamische Therapie (PDT) kann zur Zerstörung von Krebszellen eingesetzt werden, die nach der Operation verblieben sind. Wenn Onkologen von Hirntumoren sprechen, meinen sie in der Regel Gliome, die häufigste Form von Hirntumoren. Diese machen etwa sechs von zehn primären bösartigen Hirntumoren aus und sind in der Regel sehr invasiv. Hirntumoren sind die zweithäufigste diagnostizierte Krebsart bei Kindern, wobei diese Tumoren viel weniger aggressiv sind als diejenigen im Erwachsenenalter. Die konventionelle Behandlung bei Hirntumoren besteht in der Regel in einer Operation mit anschließender Strahlentherapie. Für eine erfolgreiche Operation muss der Chirurg den Tumor vollständig entfernen und gleichzeitig versuchen, die umgebenden gesunden Gehirnbereiche möglichst wenig zu schädigen. Aber eine vollständige Entfernung des Tumors ist technisch leider nicht möglich, da der Tumor die Tendenz hat, in normales Hirngewebe einzudringen. Einschneiden in gesundes Gewebe kann zu erheblichen Schäden am Gehirn führen. In bestimmten Fällen kann man es mit neueren Operationstechniken wie Laser versuchen. Bei fortgeschritteneren Formen der Lasertherapie werden Photosensibilisatoren eingesetzt, lichtsensibilisierende Wirkstoffe, die die tumorabtötenden Wirkungen von Laserbehandlungen deutlich selektiver machen. Verschiedene klinische Studien haben die therapeutischen Vorteile dieses photodynamischen Ansatzes für Patienten mit Gliomen aufgezeigt.
Den Krebs für eine bessere Behandlung sichtbar machen
Wäre es möglich, dass Chirurgen tatsächlich sehen können, was sie tun, wenn sie versuchen, einen Gehirntumor zu entfernen, und dass sie das Krebsgewebe eindeutig von dem umgebenden normalen Hirngewebe unterscheiden können? Die Antwort auf diese Fragen ist ein klares Ja! Dieser Ansatz ist bekannt als fluoreszenzgestützte Chirurgie (FGS). Diese verwendet einen Photosensibilisator, um während der Operation bösartiges Gewebe zum „Leuchten“ zu bringen und damit besser hervorzuheben. Der Einsatz von Fluoreszenz unterstützt Chirurgen bei der Erkennung des Tumors. So wird vermieden, dass gesundes Gewebe durch Schnitte u. ä. während des Verfahrens geschädigt wird. Ein gutes Standardbeispiel eines FGS-Protokolls verwendet das Photosensibilisierungsmittel 5-Aminolävulinsäure mit anschließender Behandlung unter ultraviolettem Licht. Bei diesem Verfahren leuchtet das Krebsgewebe rot oder dunkelorange, während das normale Hirngewebe einen bläulichen Schimmer hat. Dieser farbliche Kontrast ermöglicht es dem Chirurgen, das bösartige Gewebe klar zu erkennen und dann zu entfernen, wodurch die Gefahr deutlich verringert wird, gesundes Gewebe zu entfernen oder zu schädigen. Wenn ein Tumorgewebe zu schwierig auszuschneiden ist, kann es entweder mit PDT oder Strahlentherapie behandelt werden. Mit dieser innovativen Methode können Chirurgen auch kleinere Tumoren identifizieren und entfernen, die sonst übersehen werden könnten. Sie können ohne weiteres Krebscluster in der Größe von einem Zehntel Millimeter erkennen, im Gegensatz zu der durchschnittlichen minimalen Cluster-Größe von 3 mm bei den gegenwärtigen Methoden der visuellen und taktilen Erkennung. Manchen Onkologen und Radiologen könnten einwenden, dass auch die Magnetresonanztomographie (MRT) eine zuverlässige Möglichkeit bietet, kleinere Gehirntumoren zu erkennen. Es ist in der Tat richtig, dass die MRT-geführte Neurochirurgie die Aussichten für eine vollständige Resektion bei Patienten mit fortgeschrittenem Gliom verbessert hat. Leider sind aber die Kosten für die Durchführung von MRTs während einer Operation extrem hoch. Forschungen haben gezeigt, dass FGS bei Hirntumoren die bessere Methode gegenüber der MRT-Strategie sein kann, und zwar sowohl aus wirtschaftlichen als auch aus Effizienzgründen. Gehirnchirurgie mit 5-ALA-Fluoreszenz bedeutet eine moderatere Erhöhung der Krankenhauskosten im Vergleich mit der aktuellen chirurgischen Praxis und ist als kostengünstige Innovation zu betrachten. Auf dieser Website werden wir eine Reihe von aktuellen Artikeln zum Thema FGS in unserer Rubrik „Neue Erkenntnisse“ veröffentlichen.
Der ideale Kombinationsansatz
Die FGS ist zweifellos ein großer Schritt in die richtige Richtung. Dennoch stützt sie sich nach wie vor einzig und allein auf operatives Vorgehen, um Tumoren zu entfernen, und die Chirurgie hat nach wie vor Einschränkungen wie z.B. die Unmöglichkeit, feinere Infiltrationen von Krebszellen zu entfernen, die in das gesunde Gewebe eingedrungen sind. Wie oben erwähnt, ist die vollständige Entfernung der Tumormasse die kritischste Voraussetzung für das Überleben von Patienten mit fortgeschrittenen Hirntumoren. Ein fast 80 %ige Resektion des Tumors kann das Überleben dieser Patienten verlängern, aber selbst dieses Ziel kann mit FGS allein schwierig zu erreichen sein. Eine bessere Strategie könnte es sein, FGS mit photodynamischer Therapie (PDT) zu kombinieren. Der grundsätzliche Ansatz besteht darin, den größten Teil des Tumors mit FGS zu entfernen. Danach setzt der Neurochirurg einen Faserlaser ein, ein um das Gewebe, in das der Photosensibilisator eingeleitet wurde, zu beleuchten. Mit der richtigen Strahlendosis „leuchten“ die verbliebenen Krebszellen auf und können so zerstört werden. Mehrere klinische Studien prüfen derzeit den Nutzen von FGS in Verbindung mit PDT-Behandlungen. Einige Neurowissenschaftler auf dem Gebiet der Photomedizin sind der Ansicht, dass dieser integrative Ansatz das größte Potential für die Behandlung von fortgeschrittenen, rezidivierenden Fällen hochgradiger Gliome, der tödlichsten aller Hirntumoren, hat. In Zukunft könnte es möglich sein, einen Faserlaser MRT-geführt durch ein kleines Loch in den Schädel einzubringen, um kleine Tumoren nur mit PDT zu behandeln.
Verwendung von Licht zur Heilung der tödlichsten Hirntumoren
Für Onkologen, die Hirnkrebs behandeln, ist die größte Herausforderung die Behandlung des hochgradigen als Glioblastoma multiforme oder GBM bezeichneten Glioms. Die Häufigkeit dieser sehr aggressiven Form eines Gehirntumors hat bei älteren Menschen zugenommen. Fast die Hälfte aller Fälle tritt bei Menschen über 65 auf, und die Überlebenschancen nehmen mit zunehmendem Alter ab. Die durchschnittliche Überlebenszeit beträgt nur etwa ein Jahr. Dem Neurochirurgen John Wolbers am Erasmus University Medical Center in Rotterdam (Niederlande) zufolge hat die innovative Kombination von FGS mit PDT „das Potenzial, die Neurochirurgie zu revolutionieren“ [Chinese Journal of Cancer, Januar 2014]. Dr. Wolbers ist der Ansicht, dass das ideale Konzept für die meisten aggressiven Gliome eine Mischung aus Photodiagnose, photodynamischer Therapie (PDT) und Neurochirurgie ist. Französische Wissenschaftler haben vor kurzem geäußert, dass PDT „… die gesuchte Behandlungsform sein könnte, die mit minimalen Nebenwirkungen gezielt das Wiederauftreten verringern und die Überlebenschancen erhöhen kann“. Dies ist nachzulesen in Cancer Treatment Reviews in der Ausgabe vom März 2014. Photoimmune Discoveries hat sich die Aufgabe gestellt, solche Informationen über herausragende medizinische Fortschritte der Öffentlichkeit und der Ärzteschaft zur Verfügung zu stellen. Eines unserer Ziele ist es, vielversprechende Behandlungsmethoden wie Bremachlorin-PDT in der westlichen Welt einzuführen. Unterstützen Sie uns durch den Kauf unseres Buchs Die Medizin des Lichts sowie von E-Books aus unserer E-Book-Reihe von Photoimmune Discoveries.